Diskussion Pestalozzischule

Stellungnahmen vom 28.9.2016 und 23.11.2016:

Pestalozzi-Grundschule als verbindliche Ganztagsschule – Erklärung des Gemeinderats und
Stellungnahme der Freien Wähler vom 23.11.2016

Demokratie bezeichnet Herrschaftsformen, politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen.

Was soll diese Erklärung, über die wir laut Ihrem Vorschlag 30 Minuten diskutieren sollen?

Wir verwenden unsere kostbare Zeit für die Allgemeinheit, wir lesen die Vorlagen, beraten uns, informieren uns allerdings auch in anderen Formen. Wir bitten um Gespräche, bekommen dazu von der Schulleitung eine Ablehnung, dazu hätte sie die Zeit nicht. Ich war trotzdem bei der Schulbesichtigung dabei, habe mir alles angehört, dieser Termin Mittwochs Nachmittag war aber für berufstätige schlichtweg nicht umzusetzen. Wir haben aber auch den Personen zugehört, die bei uns um Gespräche gebeten haben. Wir haben uns die Zeit genommen, wie ich finde sehr viel Zeit.

Wenn wir uns zu jeder Vorlage, die wir im Gemeinderat beraten, soviel Zeit nehmen würden, wie zu diesem Thema, dann säße hier im Gemeinderat kein Mensch mehr, denn das ist nicht zu leisten.

Weil wir Freien Wähler mehrheitlich dagegen gestimmt haben, werden wir von einigen Seiten zum Teil auf das Übelste verunglimpft.

Was Sie aber nicht wissen, sind Gott sei Dank auch die anderen Zusprüche. Und Sie glauben nicht, wie viele positive Zusprüche wir von vielen Seiten bekommen haben. Von Eltern im ganzen Stadtgebiet, hoffentlich kommt das nicht an unsere Schule, von Lehrern, auch wenn Sie das nicht glauben werden. Gerade hier bekommt man so einiges zu hören. Zusätzlich kommt auch noch die Empfehlung der Studie von Bi-Regio, hier wird explizit darauf hingewiesen, dass eine verbindliche Ganztagsschule an der Pestalozzischule nicht zu empfehlen sei. Sind das jetzt keine Fachleute mehr, vorher teuer eingekauft, weil sie nicht Ihre Meinung vertreten? Übrigens berichten Eltern, die an dem Informationselternabend teilgenommen haben, dass das Konzept absolut unausgegoren war. Die Eltern sind der Multiplikator, sie mussten ordentlich informiert werden, wenn das verpasst wurde, brauchen Sie sich nicht über diese Debatte wundern. Wenn es in der Schule Versäumnisse bei der Information der Eltern gab, sind nicht wir dafür verantwortlich.

Wir Freien Wähler haben von Anfang gesagt, dass sie sich hier ebenfalls keine verbindliche Ganztagesgrundschule vorstellen können. Dazu stehen wir nach wie vor mehrheitlich.

Wenn Sie über die Ganztagesgrundschule in Wahlform an der Pestalozzischule diskutieren, werden wir das unterstützen.

Ich habe nie das Wort Ideologie benutzt, und in solchen Ideologien denken wir auch nicht.

Wir Freien Wähler finden dieses ganze Verfahren schlichtweg skandalös. Überall wird von glaubhafter Politik, von Politikverdrossenheit, Vertrauensbildung gesprochen, vom Suchen nach einer politischen Heimat. Mit solchem Verhalten tragen Sie dazu bei, dass die Bürger sich zu Recht abwenden.
Ich bin einfach sprachlos über dieses Vorgehen.

Wenn eine Abstimmung passt, ist alles gut, wenn der Gemeinderat auf sein gutes Recht zurück greift, eine Vorlage abzulehnen, dann wird eine Resolution dafür entworfen, wo kommen wir denn da hin?
Stimmen wir nun in Zukunft so oft über eine Vorlage ab, bis das Ergebnis stimmt, im Dezember, Januar???
Das ist ein Armutszeugnis.
Wenn das Schule macht und Usus wird – welchen Wert besitzen dann noch Abstimmungen?

Bei Diskussionen mit unbeteiligten Bürgern, die aus der Zeitung davon erfahren hatten, habe ich gerade dieses Unverständnis erfahren.

Wir stimmen der Vorlage mehrheitlich nicht zu.

Monika Springer, Stadtverbandsvorsitzende
23.11.2016


Der von der Verwaltung vorgeschlagene Entwurf        dazu ein Leserbrief:
einer Resolution lautet:

Leserbrief von Dr. Günter Bäro,
RNZ v. 22.11.2016 und WN 23.11.2016

Mehrheiten ertragen

Der Gemeinderat soll eine Resolution verabschieden, die die Einführung der verbindlichen Ganztagsschule an der Pestalozzischule bildungs-, sozial- und familienpolitisch als einzig sinnvolle Entscheidung beschreibt. Beschädigt dies nicht die Glaubwürdigkeit des Gemeinderats? Viel eher hätte ich ein Eingeständnis der Verwaltung erwartet, dass sie mit der Einführung der verbindlichen Ganztagsschule ohne die Wahlform zu diskutieren zu enge Grenzen setzte.

Warum wurden im Vorfeld keine absoluten Abstimmungszahlen auf den Tisch gelegt? Warum wurde die Ganztagsschule in Wahlform nicht betrachtet? Warum wurden die Kriterien derjenigen, die eine verbindliche Ganztagsschule ablehnen, nicht berücksichtigt? Warum verunglimpft man die, die sich für den größtmöglichen Konsens einsetzen?

Warum wird eine demokratische Entscheidung nicht einfach akzeptiert, auch wenn dies dem Willen anderer Gremien zuwiderläuft? Warum muss man die Entscheidung jetzt konterkarieren? Will man durch die Resolution noch mehr Wahlbürger veranlassen, sich bei Wahlen zu verweigern oder sich eine neue politische Heimat zu suchen

In einem Leserbrief zu einem anderen Thema konnte man am Donnerstag, den 17. November 2016, lesen: „Anscheinend müssen wir wieder die Demokratie neu lernen in einem oft unterschätzten Punkt: Mehrheitsentscheidungen zu ertragen. Wir müssen wahrscheinlich neu lernen, dass eine Demokratie nach ihrem wichtigsten Prinzip vor allem von den Mehrheiten [her] gedacht werden muss. Die sich manchmal aus einigen starken Minderheiten zusammensetzen können.” Und hierbei haben die Fachleute und Experten nicht das letzte Wort.

Günter Bäro, Weinheim


Pestalozzi-Grundschule als verbindliche Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2017/18
Stellungnahme der Freien Wähler im Kinder- und Jugendbeirat vom 28.9.2016

Die Freien Wähler bedanken sich bei der Verwaltung für die gut recherchierte und aufbereitete Vorlage, die wir mit sehr viel Interesse gelesen haben.

Interessant war auch die Besichtigung der Pestalozzischule am vergangenen Mittwoch. Hier konnte man sich einen guten Überblick über die Räumlichkeiten  verschaffen.

Die Anforderungen an die Räume, die vorgehalten werden müssen für Essensbereich, Bewegungsbereiche im Haus und im Freien, Rückzugsmöglichkeiten, Kreativbereiche und noch etliche andere Nutzungen, sind vielfältig. Sie sind aber auch notwendig für die voraussichtlich knapp 300 Kinder, die in diesen Räumen lernen sollen, die pädagogisch über 7 Stunden betreut werden müssen. Das sind gewaltige Anforderungen.

Man geht im ersten geplanten Schuljahr davon aus, dass ca. 60  % der Schulkinder der 2. – 4. Klasse die Betreuungsmöglichkeiten der Kernzeit und des Horts nutzen werden. Die zu betreuenden 1. Klass-Kinder sind da noch nicht mit eingerechnet.

Bei der Wahlform wird die Betreuung in verschiedenen Zeitfenstern angeboten, so wie sie von vielen Eltern gewünscht wird.

An der verbindlichen Grundschule fällt diese Wahl weg, die Kinder gehen täglich, außer Freitag, ab der 1. Klasse von 7.45 Uhr bis 15 Uhr in die Schule. Dies würde mit der zukünftigen 1. Klasse beginnen und dann in den kommenden Jahren ausgebaut. Die Betreuung ab 7 Uhr und nach 15 Uhr würde wie in der Vergangenheit ermöglicht.

Die Kosten und alle Konsequenzen haben Sie gut dargestellt. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Archivs bieten sich gerade dazu an, dass sie von der Schule mit genutzt werden können. Und dazu sind natürlich auch bauliche Renovierungen/Verbesserungen notwendig. Diese Maßnahmen sollten auf jeden Fall durchgeführt werden.

Allerdings haben sich bei uns etliche Eltern gemeldet, per Mail, uns persönlich angesprochen, und sie alle finden die Verbindlichkeit mit den langen und fest gesetzten Zeiten der Betreuung als nicht hinnehmbar.

Über die verschiedenen Kritiken der Eltern wurde schon viel berichtet, in der Vorlage wurden auch sehr genau die einzelnen Kritikpunkte erläutert und klar dargestellt.

Uns ist bei unseren Beratungen, die wir sehr kontrovers geführt haben, die freie Entscheidungsmöglichkeit als am besten geeignet erschienen, um den Familien mit ihren Kindern gerecht zu werden.

Die Freien Wähler werden mehrheitlich für die Alternative 2, Einführung einer Ganztagsgrundschule in Wahlform stimmen. Diese freie Entscheidungsmöglichkeit erscheint uns am besten geeignet für die Familien mit ihren Kindern.

Monika Springer, Stadtverbandsvorsitzende
28.9.2016